Geschichte
Persönlich
In jungen Jahren habe ich, David, mit meinem Bruder Peter zusammen, das Interesse für Technik, insbesondere elektronische Technik in Form von alten Radios, entdeckt. Wir bastelten an verschiedenen Konstruktionen und zerlegten alles, was uns in die Hände kam. Mein Bruder lernte dann bei der Hasler in Bern den Beruf FEAM: Fernmelde- und Elektronik-Apparatemonteur. Später arbeitete er im Schweizer Fernsehen und in der Filmproduktion Televico als Tontechniker. Anschliessend gründete er in Zürich ein eigenes Mobiles Tonstudio Pfister und machte viele Schallplatten- und CD-Produktionen, insbesondere an Jazz-Festivals und im klassischen Bereich mit nationalen und internationalen Musikergrössen. Seine Liebe zur Musik (Jazzgeiger) half ihm dabei sehr. Die Digitalisierung von Tonbändern und Schallplatten für die CD-Produktion war ebenfalls eine wichtige Tätigkeit.
NF-TR-Sender
Von ihm habe ich meine elektronischen Kenntnisse übernommen. Mein eigener Berufsweg war die Architektur. Über eine Hochbauzeichnerlehre und das Abendtechnikum Bern HTL wurde ich Architekt und machte mich nach Anstellungen in einer Teppichfabrik, Architekturbüros und als Abteilungsleiter einer grossen Baufirma schliesslich als Architekt selbständig. Vor einem Jahr habe ich mich selber pensioniert.
Meine beruflichen und freizeitlichen Interessen haben sogar dazu geführt, dass ich selber etliche elektronische Geräte selber konstruiert und gebaut habe, von Mehrfachnetzgeräten über Funkgeräte bis zum NF-TR-Sender, richtige Prototypen.
All die Jahre hindurch liess mich die Elektronik, die Film- und Fototechnik und das "nachschauen was drin ist" nicht los. Ich konnte Geräte nicht entsorgen und hob sie auf. Das war vor etwa 40 Jahren der Anfang einer Sammlertätigkeit. Auf Flohmärkten, bei Antiquitätenhändlern und im Internet suchte ich mir preisgünstige Beispielobjekte zusammen. Damals kostete das trotzdem noch einen Haufen Geld. Sammeln konnte ich, investieren nicht. Private Beiträge waren auch willkommen, so dass heute der Bestand ein ansehnliches Sammelsurium ist.
Eggenweg, Thun-Dürrenast
Winkelweg Thun-Schoren
Hofackerstrasse Thun-Gwatt
Standorte
Als der Platz im Eigenheim zu knapp wurde, konnte ich von der Stadt Thun eine kleine Zweizimmerwohnung in einem alten Zweifamilienhaus am Eggenweg in Thun-Dürrenast mieten. Das Haus hatte keinen Kanalisationsanschluss und ausser den Kachelöfen keine Heizung. Es war von Anfang an ein Abbruchobjekt. Heute stehen da Mehrfamilienhäuser.
Durch eine Bekannte kamen wir dann per Zufall auf eine freistehende Baracke am Winkelweg in Thun-Schoren. Sie wollte eine Kinderkrippe darin betreiben, was aber aus örtlichen und infrastrukturellen Gründen nicht klappte. Meine Frau Maria kaufte ihr die Baracke 1993 ab. Die Baurechtskosten auf der landwirtschaftlichen Parzelle waren gerade noch tragbar. Ich baute die Baracke dann zu einem passablen Pavillon aus, erneuerte den ganzen Vorbau und verkleidete teilweise die Aussenwände. Im Innern, 120 m2, wurde viel ausgebaut und installiert. Die Sammlung wuchs stets an, so dass am Ende alles vollgestopft war und der Zugang für allfällige Besichtigungen praktisch nicht mehr möglich war.
Vor zwei Jahren kam der Hammer! Die Landeigentümerin, eine Erbengemeinschaft, wollte die Erbschaft definitiv regeln und kündigte grundlos den Baurechtsvertrag. Der Pavillon musste zurückgebaut werden und die Sammlung stand eigentlich auf der Strasse.
Als Varianten standen die Schuttmulde, eine Übergabe an eine andere Institution, der Einzelverkauf oder der Fortbestand an einem anderen Ort zur Verfügung. Im Rückblick auf den enormen Aufwand und die bisherigen Kosten, und vor allem auch um meine eigentliche Idee, Kulturgut zu erhalten und zu bewahren, war nach Diskussionen mit meiner Ehefrau die Schuttmulde keine Lösung. Eine Abgabe an eine andere Institution stellte sich als sehr schwierig heraus, alles war meist schon vorhanden und alle hatten keinen Platz dafür. Ein Einzelverkauf hätte mit ähnlichen Argumenten sehr wenig gebracht, ist doch die Sammlerszene altershalber mit Sammelgut überflutet, zudem wollte die Landeigentümerin für einen grösseren Verkauf auf ihrem Land nicht Hand bieten.
Nach Inserierungen meldete sich die Besitzerin der ehemaligen Schuhfabrik KANDAHAR im Gwatt, und bot mir zu einem moderaten Mietzins einen Teil der stillgelegten Fabrik zur Miete an. Dass das Objekt auch nur auf Zeit benutzt werden kann, ist beiden Seiten klar, Es handelt sich schliesslich um ein Abbruchobjekt in der Wohnzone. Der Mietzins ist aber für uns privat auf die Dauer trotzdem nicht tragbar. Den Pavillon mussten wir vollständig abschreiben, die Kosten für die Rückbaubewilligung übernehmen und den Abbruch finanzieren. Der Umzug und die Neueinrichtung kostete uns die letzten Mittel.
In Memoriam HistoriAV
Im Mai 2001 traf ich mich mit Hanspeter Bürki aus Opfikon im Motel Egerkingen zu einem Gespräch. Wir kannten uns vom Club der Radio- und Grammosammler Schweiz (CRGS). Da er eine grosse Tonbandgerätesammlung hatte, ging es um die Sicherung unserer Schätze für die Zukunft. In der Folge kamen dann noch 4 bis 5 weitere Interessierte Sammler und Techniker dazu und wir trafen uns einige male in Zürich. Wir beschlossen auf eine Stiftung hinzuarbeiten und organisierten vorerst einen Verein mit dem Namen Förderverein HistoriAV. Er wurde im Oktober 2003 gegründet.
Bei der Gründungsversammlung war auch Emil Rupf aus Eglisau dabei, er war im Rollstuhl. Nach interessanten Gesprächen mit ihm - er war ein leidenschaftlicher Radiosammler - durften wir seine umfangreiche Sammlung in einem alten Winzerhaus in Eglisau besichtigen. Er versprach uns, seine Sammlung als Erbschaft dem Verein zu hinterlassen. Im Dezember 2003 starb er und hinterliess uns testamentarisch die ganze Sammlung inkl. das Winzerhaus, ein vierstöckiges, 350-jähriges Haus direkt an der Zürcherstrasse in Eglisau. In der Folge haben dann ein paar Jahre lange etwa zehn Mitglieder die Sammlung aufgearbeitet, sortiert, gereinigt, teilweise verkauft und teilweise entsorgt. Altershalber musste dann im März 2012 der Förderverein HistoriAV aufgelöst werden. Die Aktiven, das gesamte Sammelgut und der Erlös für das verkaufte Gebäude wurde mit Beschluss der Mitgliederversammlung statutengemäss der Stiftung des neuen Museums ENTER von Felix Kunz in Solothurn vermacht.
Ich hatte mich die ganze Zeit in Eglisau (Gebäudeplanungen, Bauarbeiten, Triage, Instandstellungen) und im Verein (Vizepräsident, Kurator, Ausstellungsmacher) engagiert. Jeden Monat wurde ein Tag für Eglisau reserviert und die Aufgabe des Vereins viel mir schwer. Als Vertreter des ehemaligen Vereins konnte ich dann noch im Förderverein ENTER einige Jahre mitmachen und den Aufbau in Solothurn miterleben.
Ausstellungen
An Ausstellungen werden im Allgemeinen vom Publikum hohe Anforderungen gestellt. Lager erfüllen diesen Status nicht. Das Publikum ist verwöhnt, die Technik steht nicht an erster Stelle und die wirklich interessierten Technikbegeisterten sind in der Minderheit.
Ein Teil der heute an der Hofackerstrasse eingelagerten Geräte wurde aber an diversen nationalen Ausstellungen gezeigt. Diese wurden mehrheitlich aus diesem Bestand bestückt.
Die Ausstellungen wurden durch den Förderverein HistoriAV, Zürich organisiert, bei dem David Pfister Vizepräsident und Kurator war. Der Verein wurde mittlerweile aus Altersgründen aufgelöst, das Restmaterial dem Museum ENTER in Solothurn resp. neu der «Technikwelt ENTER» in Derendingen vermacht.
- Oerlikon Gemeindeverwaltung, 2003
- Fribourg, Retrotechnica, 2004
- Zofingen, Funkamateure, 2005
- Luzern Verkehrshaus, HAM-Fest (Funkamateure), 2006
- Pfäffikon SZ, 75 Jahre SRG, Auftrag SRG, 2006
- Opfikon Ortsmuseum, 2007
- Albisgüetli Zürich, Auftrag SRG, 2007
- Uetendorf Haus Uttigenstrasse, 2008
- Gunzwil, Schliessung Landessender Beromünster, Auftrag SRG, 2008
- Eglisau, Ortsmuseum, 2011
- Anlässlich der Schliessung des Landessenders Beromünster erschien 2008 im BLICK ein Artikel mit Fotos über diese Sammlung